Die Lieferketten halten

– trotz Corona Millionen Seeleute sichern unseren Alltag unter prekären Bedingungen

Pressemitteilung:

Berlin, 24.6.2021 | Anlässlich des Tags der Seefahrer am 25. Juni fordert das zivilgesellschaftliche Bündnis Fair übers Meer! die Bundesregierung und die maritime Wirtschaft auf, endlich die Arbeitssituation von Seeleuten substantiell zu verbessern. Dazu zählt auch, ihnen medizinische Informationen und Versorgung sowie Kontaktmöglichkeit zu den Familien zu gewähren. Weltweit sind noch immer 200.000 Seeleute an Bord gefangen. Es ist längst überfällig, die Seeleute als wichtigstes Glied der Lieferketten anzuerkennen und ihnen insbesondere in Pandemiezeiten Schutz und Vorrang zu gewähren.
Auch während der COVID-Pandemie werden 90 Prozent der weltweiten Güter werden auf dem Seeweg transportiert. Seeleute fahren in Hoch-Risikogebiete und liefern Waren, dürfen aber nicht von Bord und können von vielen Häfen auch nicht nach Hause reisen. Im Sommer 2020 waren 400.000 Seeleute an Bord gefangen. Mittlerweile sind es immer noch ca. 200.000 Menschen, die mit geringer Versorgung wochenlang auf den Weltmeeren unser aller Alltagsversorgung am Laufen halten. Das zivilgesellschaftliche Bündnis Fair übers Meer! fordert angesichts ihrer oft prekären Arbeitsbedingungen, ihnen endlich Systemrelevanz zuzuerkennen und dies mit entsprechenden Maßnahmen zu stützen und zu fördern.
Matthias Ristau, Seemannspastor der Nordkirche, schildert die dramatische Lage: „Für die Seeleute ist die Corona-Krise noch lange nicht vorbei. 200.000 Seeleute hängen immer noch an Bord fest und an vielen Orten nehmen die Beschränkungen wieder zu. Ein Seemann drückte es mir gegenüber so aus: ‚Die Waren wollen die Menschen haben, aber uns Seeleute wollen sie nicht‘. Viele Seeleute sind am Ende ihrer Kräfte. Körperlich und seelisch. In vielen Häfen wird Seeleuten in der Corona-Krise die medizinische Behandlung an Land verwehrt. Folge sind verschleppte Erkrankungen, schlecht verheilte Verletzungen nach Unfällen und auch Todesfälle.“
Peter Geitmann, Nationaler Schifffahrtssekretär von ver.di, erklärt: „An Bord bekommen die Seeleute oft nur wenige Informationen über COVID-19. Dabei kommen diese aus den verschiedenen Herkunftsländern, aus dem Land der Reederei, aus dem Flaggenstaat und aus den Häfen. Das ist verwirrend und kaum durchschaubar. Immer wieder berichten Seeleute, dass sie nicht ausreichend mit Schutzausrüstung ausgestattet werden und dass Behörden und Firmen in verschiedenen Häfen ihre Leute ohne Masken usw. an Bord schicken. Durch die neuen Varianten des Virus ist zu beobachten, dass zunehmend Seeleute an Bord infiziert werden. Schiffen mit Corona-Fällen an Bord wird in Häfen, auch in Deutschland, immer wieder die Einfahrt verwehrt oder sie werden sogar aus dem Hafen weggeschickt.“
Nelly Grotefendt, Politik-Referentin beim Forum Umwelt und Entwicklung, macht deutlich: „Auch in der Corona-Krise gelten die internationalen Rechte der Seeleute. Das haben nicht zuletzt die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) und Internationale Arbeitsorganisation (ILO) mehrfach betont. Seeleute sind “systemrelevant“ und daher müssen sie auch so behandelt werden. Umfragen der Deutschen Seemannsmission zeigen, dass die meisten Seeleute seit ihrem Anmustern kein einziges Mal an Land konnten, teilweise bis zu 20 Monate lang. Dabei ist Landgang unerlässlich, da die Seeleute dann ‚auftanken‘ können nach ihrer oft monatelangen Zeit an Bord.“


Das Bündnis Fair übers Meer! fordert von Bundesregierung und maritimer Wirtschaft:

1. Alle Seeleute, die länger als 11 Monate an Bord sind, müssen von Bord und wenn irgend möglich nach Hause. Das muss auch die deutsche Hafenstaatkontrolle durchsetzen.

2. Landgang muss überall dort ermöglicht werden, wo kein Hochrisikogebiet ist.

3. Seeleute müssen gute Schutzausrüstung kostenfrei gestellt bekommen.

4. An Bord muss es freies Internet geben.

5. Alle Seeleute, die in deutsche Häfen kommen, müssen dort geimpft werden können. Sie sind für uns ständig unterwegs und haben deshalb sonst kaum Möglichkeit dazu. Impfen ist schon deshalb wichtig, weil Seeleute auf den Weltmeeren kein Krankenhaus, keinen Arzt und an Bord auch keinen Sauerstoff haben, um sachgerecht behandelt zu werden.

6. Schiffe, auf denen es Corona-Fälle gibt, müssen in Häfen gelassen und die Seeleute dort betreut und versorgt werden. Quarantäne sollte an Land erfolgen.

7. Erkrankte müssen psychosozial versorgt werden.

Für Rückfragen oder ein Hintergrundgespräch stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Fachliche Nachfragen
Nelly Grotefendt | Referentin Politik Forum Umwelt & Entwicklung +49 (0)30 – 678 1775 93 grotefendt(at)forumue.de @NellyForum


Matthias Ristau |Seemannspastor Nordkirche Tel. +49 40 3287 1992 nordkirche(at)seemannsmission.org

Peter Geitmann | Nationaler Schifffahrtssekretär ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Tel.:030/6956-2612 Mobil:0171/6953075 peter.geitmann(at)verdi.de


Presse
Ramona Bruck | Referentin Presse- & Öffentlichkeitsarbeit +49 (0)30 – 678 1775 910 bruck(at)formue.de @ForumUE


Mitglieder des Bündnisses: Bremer entwicklungspolitisches Netzwerk e. V., Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (biz), BUND, Business Crime Control, Deutsche Seemannsmission e. V., fair oceans, Förderkreis „Rettet die Elbe“ e. V., Förderkreis WATERKANT e. V., Forum Fairer Handel, Forum Umwelt und Entwicklung, NABU, ver.di.

Pressemitteilung: Am Hafen gestrandet, noch immer an Bord! | Seeleute in der Coronakrise beachten

Im Hafen gestrandet, ohne Landgang!

Damit das wichtige Glied der Lieferkette nicht ausfällt, gibt es dringenden Handlungsbedarf !

Berlin, 24. Juni 2020 – Anlässlich des Tags der Seefahrer fordert das Bündnis Fair übers Meer! die dramatische Lage der 200.000 Seeleute auf Schiffen und in Häfen weltweit während der Coronakrise zu beachten und den betroffenen Arbeitern notwendige psychische und physische Unterstützung zu gewähren.

Download der Pressemitteilung

Seeleute sind ein essentielles Glied in den globalen Lieferketten – 90 Prozent der weltweiten Güter werden auf dem Seeweg transportiert. Ohne Seeleute würde kein Schiff den Hafen sicher erreichen, und weder LKW, Güterzug noch Binnenschiff im Anschluss beladen werden können. Derzeit sitzen etwa 200.000 Seeleute auf ihren Schiffen fest – ohne Möglichkeit die Schiffe zu verlassen, geschweige denn heimzukehren. Doch obwohl ihre Arbeit so essentiell für den globalen und europäischen Warenverkehr ist, findet ihre besonders schwierige Situation in Zeiten der Pandemie wenig Beachtung und Unterstützung.

Nelly Grotefendt, Referentin für Handelspolitik des Forum Umwelt und Entwicklung kritisiert insbesondere die Absage von Crewwechseln: „Aufgrund der Pandemieauflagen finden viele Schiffe keinen Hafen, Seeleute nach Hause reisen zu lassen und andere an Bord zu holen. In der aktuellen Pandemie müssen Seeleute ihre Verträge verlängern, statt heimzukehren. Seeleuten müssen Grenzüberschreitungen ermöglicht werden, damit sie weltweit abgelöst und in ihre Heimatländer zurückreisen können“

Diese enorme monatelange physisch und psychische Belastung für die Seeleute erhöht zudem die Unfallgefahr und die gesundheitlichen Schäden durch die Arbeit. Daher spielt Landgang in den Häfen für die psychische und physische Gesundheit eine zentarle Rolle. Matthias Ristau, Seemannspastor der Nordkirche: „Zurzeit ist fast nirgendwo auf der Welt Landgang erlaubt, in fast keinem Hafen. Dies lässt sich nur begrenzt mit der Eindämmung von COVID-19 rechtfertigen. Es muss möglich sein, wenigstens im Hafen von Bord zu gehen, sich mit Dingen des persönlichen Bedarfs einzudecken und eine geschützte Beförderung zu Sozialeinrichtungen in den Häfen, wie der Seemannsmission zu ermöglichen.“
Düster sieht es aus, sollte es zu COVID-19-Fällen an Bord kommen. Die Versorgung wäre schwierig, das Risiko der Ansteckung untereinander groß und vor allem bei engen Verhältnissen Isolation schwer möglich.

Das Bündnis Fair übers Meer! fordert, dass von der Politik, dass Seeleuten ein besonderer Status anerkannt wird und von Reedern, auf die psychische und physische Gesundheit der Crewmitglieder zu achten! Seeleuten müssen Grenzüberschreitungen ermöglicht werden, damit sie weltweit abgelöst und in ihre Heimatländer hin- und zurückreisen können. Allen Seeleuten muss, unabhängig von ihrer Nationalität, Landgang ermöglicht werden. Auch die ärztliche Versorgung in den Häfen muss abgesichert sein. Die komplette Regelaussetzung, welche bspw. zu fehlendem Landgang führt, ist rückgängig zu machen. Den Seeleuten muss sowohl die notwendige Schutzausrüstung gestellt werden, als auch darüber hinaus alles möglich gemacht werden, damit sie diese schwierige Zeit gesund überstehen können.

Statement zu Corona und Seeleuten

Für Rückfragen oder ein Hintergrundgespräch stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Fachliche Nachfragen

Nelly Grotefendt | Referentin Politik
Forum Umwelt und Entwicklung
+49 (0)30 – 678 1775 93
grotefendt(at)forumue.de
@NellyForum

Matthias Ristau |Seemannspastor
Nordkirche
Tel. +49 40 3287 1992
nordkirche(at)seemannsmission.org

Peter Geitmann | Nationaler Schifffahrtssekretär
ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Tel.:030/6956-2612
Mobil:0171/6953075
peter.geitmann(at)verdi.de

Presse

Ramona Bruck | Referentin Presse- & Öffentlichkeitsarbeit
+49 (0)30 – 678 1775 910
bruck(at)formue.de
@ForumUE

Mitglieder des Bündnisses: Bremer entwicklungspolitisches Netzwerk e. V., Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (biz), BUND, Business Crime Control, Deutsche Seemannsmission e. V., fair oceans, Förderkreis „Rettet die Elbe“ e. V., Förderkreis WATERKANT e. V., Forum Fairer Handel, Forum Umwelt und Entwicklung, NABU, ver.di.

www.faieruebersmeer.de

Seemannsmission bringt Adventskalender mit Fair Übers Meer als Thema heraus

Der Adventskalender der Deutschen Seemannsmission steht dieses Jahr im Zeichen der Jahreslosung des Vereins: Fair übers Meer. Dabei ist der Kalender gleich in dreifacher Hinsicht ein klasse Adventsgeschenk: Er enthält Informationen zur Kampagne und zum leben von Seeleuten an Bord, er ist gesund weil er keine Schokolade enthält und mit ein bisschen Glück können tolle Preise gewonnen werden. Den Kalender gibt es für zwischen 5€uro und 8 €uro in diversen Stationen der Deutschen Seemannsmission oder auch im Internet zu erwerben, ein Grund mehr dort einmal vorbei zu schauen!
SWI

Der Seetransport als Stütze des Erfolgs der deutschen Wirtschaft Diskussion über Chancen und Schattenseiten

 21. Zivilgesellschaftliches Außenwirtschaftsforum Dienstag, 24. September 2019, 18:00- 20:30 Uhr Ort: taz Kantine, Friedrichstraße 21, 10969 Berlin Anfahrt mit dem ÖPNV: U-Bhf. Kochstr. (U6) oder U-Bhf. Hallesches Tor (U1, U3) Deutschland ist Exportweltmeister und stolz drauf. Die tiefe Integration in globale Wertschöpfungsketten wird immer wieder gerne als Wiege des hiesigen Wohlstands angepriesen. Doch wird bei diesem Handel mit Gütern selten diskutiert, wie diese überhaupt ihren Bestimmungsort erreichen – insbesondere beim internationalen Handel außerhalb der EU. Seetransport ist ein blinder Fleck im öffentlichen und politischen Interesse, insbesondere was die Problematik rund um Umweltschutz und menschenwürdige Arbeitsbedingungen betrifft. Dabei geht es in der Hochseelogistik nun wirklich nicht fair zu. Oft sind die Arbeitsbedingungen auf Frachtschiffen extrem prekär: mit niedrigen, spät bezahlten Löhnen, langen Arbeitszeiten, wenigen bis keinen Urlaubstagen sowie gesundheitsgefährdenden Lebens- und Arbeitsbedingungen. Deutsches Arbeits- und Steuerrecht wird durch Ausflaggung umgangen. Zudem fahren Containerschiffe weitestgehend mit Schweröl und tragen enorm zur Belastung von Meer, Luft und Klima bei. Aktuell erzeugt die Welthandelsflotte in etwa so viele CO2-Emissionen wie Deutschland insgesamt. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten wollen wir diskutieren, welche Herausforderungen der Seetransport mit sich bringt. Was gibt es für Lösungsansätze für Umweltschutz und faire Arbeitsbedingungen? Darüber hinaus stellen wir die Frage, welche Schritte die Branche bereits umsetzt, welche Alternativen machbar sind und wo die Politik leitgebend tätig werden muss. Anschließend laden wir ein zu einem kleinen Empfang. Anmeldung bis 17. September unter https://www.forumue.de/anmeldung-awf21/

Programm:

18:00 Registrierung

18:15 Begrüßung und Einführung ins Thema „Wir würden gerne – können aber nicht“ Globale Wertschöpfungsketten und Fair Transporting Nelly Grotefendt, Referentin Politik, Weltwirtschaft und Handelspolitik, Forum Umwelt und Entwicklung

18:45 Diskussionsrunde mit Claudia Müller, Sprecherin für maritime Wirtschaft, MdB Bündnis 90/Die Grünen Rüdiger Kruse, Beauftragter für die maritime Wirtschaft, MdB CDU/CSU (angefragt) Lia Polotzek, Referentin für Wirtschaft, Finanzen und Handel, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) Matthias Ristau, Seemannspastor, Seemannspfarramt der Nordkirche Moderation: Marie-Luise Abshagen, Referentin für Nachhaltige Entwicklung, Forum Umwelt und Entwicklung

20:30 Uhr Kleiner Empfang

Fair übers Meer auf dem Kirchentag

Durch die auf der Inlandsmitarbeitenden Konferenz (IMAK) der Deutschen Seemannsmission wurde die Kampagne Fair übers Meer zur Jahreslosung gewählt. Im Rahmen dieser stellt die Deutsche Seemannsmission auf dem Kirchentag 2019 vom 19.-23.06.2019 in Dortmund unsere Forderungen und Kritiken vor. Kommen Sie gerne vorbei und besuchen Sie den Stand der deutschen Seemansmission auf dem Markt der Möglichkeiten, die Bilderausstellung ‚Chittagong – Schlachthof‘ der Schiffe sowie die Seafarer’s Night – Feierabendmahl am Freitag den 21.06.2019 ab 19:00 in der Großen Kirche Aplerbeck.

Jahreslosung der DSM

Auf der Inlandsmitarbeitendenkonferenz (IMAK) der Deutschen Seemannssmission e.V. haben sich die teilnehmenden Vereine entschieden die Kampagne Fair übers Meer für die kommenden zwei Jahre als ihr Schwerpunktthema zu setzen.