Kreuzfahrt – gar nicht so lustig…
Fair übers Meer: Ein Blick auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen an Bord von Kreuzfahrtschiffen
Die glitzernden Ozeane durchkreuzen, exotische Destinationen erkunden und auf dem Sonnendeck entspannen – Kreuzfahrten verkörpern für viele das ultimative Urlaubserlebnis. Doch hinter der glänzenden Fassade der Luxusliner verbirgt sich eine weniger strahlende Realität: die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Crewmitglieder. Um ein faireres und transparenteres Umfeld auf See zu schaffen, ist es unerlässlich, diese Aspekte genauer zu betrachten und anzusprechen.
Die Maritime Labour Convention (MLC) setzt weltweit Mindeststandards für die Arbeitsbedingungen von Seeleuten fest und gilt auch für Besatzungen auf Kreuzfahrtschiffen. Diese Regelungen zielen darauf ab, faire Arbeitszeiten, angemessene Unterkunft, medizinische Versorgung und soziale Sicherheit für die Mitarbeiter*innen zu gewährleisten. Doch die Praxis zeigt, dass Kreuzfahrtschiffe oft eine Sonderstellung einnehmen und sich die Arbeitsbedingungen erheblich von denen auf Handelsschiffen unterscheiden.
Ein wesentlicher Faktor, der zu dieser Diskrepanz beiträgt, ist die Anstellung der Arbeiter*innen bei Subunternehmen. Diese Praxis führt zu einer Vielfalt an Arbeitgebern und resultiert in einer breiten Palette von Arbeitsrechten und Verträgen. So können zwei Crewmitglieder, die an Bord desselben Schiffes arbeiten, unter völlig verschiedenen Bedingungen beschäftigt sein. Dies erschwert nicht nur die Durchsetzung einheitlicher Standards, sondern fördert auch Ungleichheiten und potenziell ausbeuterische Praktiken.
Obwohl die MLC einen Rahmen bietet, müssen die Kontrollen an Bord von Kreuzfahrtschiffen intensiviert und mit Mindeststandards ausgestattet werden, um die Einhaltung dieser Vorgaben sicherzustellen. Derzeit obliegt es dem Eigner des Kreuzfahrtschiffes, für die Umsetzung dieser Standards zu sorgen. Doch ohne angemessene Überwachung und Sanktionen bei Nichteinhaltung können die Vorschriften leicht umgangen werden.
Um das Bewusstsein zu schärfen und positive Veränderungen anzustoßen, ist es wichtig, dass die Öffentlichkeit, insbesondere die Kreuzfahrturlauber, sich der Situation bewusst wird und Verantwortung übernimmt. Reisende können durch die Wahl ethisch handelnder Kreuzfahrtunternehmen, die für faire Arbeitsbedingungen bekannt sind, einen Beitrag leisten. Zudem kann der Dialog mit Kreuzfahrtanbietern und die Forderung nach Transparenz bezüglich der Arbeitsbedingungen an Bord Druck auf die Industrie ausüben, um höhere Standards zu implementieren.
Abschließend ist zu sagen, dass Kreuzfahrten eine wunderbare Möglichkeit bieten, die Welt zu entdecken. Damit dies jedoch nicht auf Kosten derjenigen geschieht, die diese Erlebnisse möglich machen, müssen die Arbeits- und Lebensbedingungen an Bord verbessert und fair gestaltet werden. Durch gemeinsame Anstrengungen von Branchenakteuren, Reisenden und Regulierungsbehörden kann das Ziel „Fair übers Meer“ Wirklichkeit werden, sodass alle Beteiligten von einer gerechteren und ethischeren Kreuzfahrtindustrie profitieren.